Donnerstag, 28. Juli 2011

Kaufland plant die Eröffnung einer Filiale in Einbeck

Kaufland plant die Eröffnung einer Filiale in Einbeck und der Stadtrat begrüßt dieses Investitionsvorhaben mehrheitlich, wogegen von Teilen aus der Bevölkerung es dagegen Kritik gibt. So fürchten vor allem Beschäftigte bei Mitbewerbern im Einzelhandelsmarkt, nach der Kaufland-Eröffnung ihren Job zu verlieren.

Ein im Auftrag der Stadt Einbeck erstelltes Gutachten der GMA sprach sich zunächst gegen eine Ansiedlung von Kaufland im Gewerbegebiet West (ehemaliges Poser-Gelände) aus. Der Investor, Marcus Schlösser von der Firma WOMBAT Entwicklungsgesellschaft mbH mit Sitz in Sangershausen hat daraufhin ein weiteres Gutachten des Instituts für Marketing und Kommunalentwicklung (ima.komm) in Auftrag gegeben. Das neue Gutachten sieht eine Ansiedlung von Kaufland für Einbeck unbedenklich und eher förderlich. So soll ins rund 70.000 Quadratmeter große Areal künftig Kaufland mit einer Verkaufsfläche mit 3.600 Quadratmetern, davon 900 Quadratmeter sogenannter Non-Food-Bereich, plus 400 Quadratmetern Vorkassenzone entstehen, sowie ein Möbel-Boss-Markt mit 4.000 Quadratmetern Verkaufsfläche sowie die Umsiedlung von expert Medialand vom Butterberg mit 1.400 Quadratmetern. Weitere Gewerbeflächen würden als Hallen zur Verfügung stehen, außerdem 600 Quadratmeter Fläche für Handel, allerdings unter den Beschränkungen der Einbecker Sortimentsliste, also keine innenstadtrelevanten Artikel. Geplant sind 329 Parkplätze vor Kaufland und 213 vor Möbel-Boss. Erschlossen wird das Gelände über eine neue Stichstraße mit Kreisverkehr. In einem zweiten Schritt, so Marcus Schlösser, könnte man sich auch der Raab-Karcher-Fläche widmen, wenn dort die Eigentumsfragen geklärt seien. Einbeck, hieß es auf Nachfrage, sei ein Zufallsstandort. Zunächst habe sich Wombat für das Nachbargelände interessiert. Auch Arbeitsplätze sind mit der Ansiedlung verbunden: bei Möbel-Boss etwa 25 Vollzeitbeschäftigte, Kaufland wird etwa 80 bis 90 Mitarbeiter haben, jeweils zu einem Drittel in Vollzeit, in Teilzeit sowie in "unterschiedlichen Intensitäten". Bei einer Expert-Umsiedlung und -Vergrößerung sei ebenfalls mit zusätzlichen Stellen zu rechen. Allerdings, auch das machte Wombat deutlich, wolle man die politische Entscheidung nicht mit dem Argument der Arbeitsplätze beeinflussen.

Der Einbecker Stadtrat richtete sich in seinen Abstimmungen nun ausschließlich nach dem neuen Gutachten des Investors WOMBAT. Zur Einstimmigkeit im Rat der Stadt kam es allerdings nicht, da Ratsherr Jürgen Herbst (CDU), der auch einen Fleichereibetrieb betreibt, sich enthielt. Er sieht "lieber Wirtschaftswachstum durch Industrieansiedlung". Walter Schmalzried (CDU) befürwortet die Ansiedelung im Westen der Stadt, ebenso Wolfgang Sckopp (SPD). Als sinnvoll und zweckmäßig betrachtete Dr. Ewald Hein-Janke (B'90/, Grüne), das Vorhaben und Rolf Hojnatzki (SPD), sah darin gar eine "neue Lebensader" für die Stadt.

Die breite Zustimmung für einen Ansiedlung überascht wiederum die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, die mutmaßt der Investor würde auch Spendengelder zahlen, so Katharina Wesenick (verdi Göttingen). Mit einer Ansiedlung von Kaufland verbindet der Investor WOMBAT auch die Förderung des Baus einer Entlastungsstraße gemäß dem bestehenden Raumordnungsverfahren, die zwei Landstraßen miteinander verbindet und Autofahrern einen Umweg erspart, wenn sie von der Nord- zur Südseite des Gewebergebiete West fahren wollen. Das hat der stellvertretende Bürgermeister Gerald Strohmeier bestätigt. Außerdem kümmert sich der Investor um den Abriss der alten Gebäude auf dem ehemaligen Gelände und investiert in die Folgenutzung. So muss die Stadt selbst kein Geld investieren.Gemeinsam mit Vertretern des örtlichen Einzelhandels fordert ver.di indes den Stopp des Vorhabens. Während eines Bürgergesprächs am 25. Juli 2011 unter der Moderation von Bürgermeister Ulrich Minkner, wurden in der Diskussion sowohl Zuspruch als auch verschiedene Bedenken deutlich, etwa zu den Auswirkungen im Lebensmittelbereich. Man habe, so die Betriebsratsvorsitzende des Marktkaufs (Edeka-Gruppe), Angela Engelhardt, keine Angst vor Kaufland, wohl aber vor der Großfläche, wobei der geplante Möbelmarkt "super" sei. Ein weiterer Lebensmittelmarkt mache die Stadt nicht attraktiver, so Carsten Ilsemann vom Edeka-Markt am Königsberger Platz. "Schaffen Sie Industriearbeitsplätze", forderte er. Neuansiedlungen in diesem Bereich, gab Bürgermeister Ulrich Minkner zu bedenken, seien ein "Traum". Das habe die Stadt Einbeck in den letzten Jahren trotz zahlreicher Initiativen erleben müssen, und das habe vor kurzem auch ein Experte der NBank (Förderbank des Landes Niedersachsen) deutlich gemacht. "Konkurrenz belebt das Geschäft", so ein Befürworter der Pläne. Investitionen wie diese – im Raum stehen 20 Millionen Euro – seien auch ein Zeichen für die Zukunft der Stadt. Wenn man das nicht wolle, könne man gleich abschließen.

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