Mittwoch, 29. Juni 2011

Lehrlinge leiten bei minus 23 Grad das Tiefkühllager am Kaufland-Logistikstandort in Unterkaka.

Lehrlinge leiten bei minus 23 Grad das Tiefkühllager am Kaufland-Logistikstandort in Unterkaka. Peggy Seifarth und Luisa Strebe müssen dabei Paletten mit Tiefkühlwaren (Pizza, Gemüse, etc.) im Lager manövrieren. "Es macht Spaß und ist interessant zu sehen, was so alles dazu gehört und wofür wir eigentlich arbeiten", sagt Benjamin Sommer. Der 21-jährige junge Mann aus Camburg absolviert im Betrieb eine Lehre zum Mechatroniker und soll später einmal mit dafür sorgen, dass beispielsweise die Maschinen und Anlagen im automatischen Kleinteilelager funktionieren. Insgesamt 60 Lehrlinge aller Lehrjahre und aus fünf Berufen von der zukünftigen Bürokauffrau bis zur Fachkraft für Lagerlogistik, die Kaufland als Ausbildungsberufe anbietet, sind an diesem Azubi-Projekt beteiligt. Das ist in dieser Art Deutschland wie europaweit einmalig bei dem Handelsunternehmen.

"Lehrlinge leiten einen Markt - das gab es bei uns schon öfter, aber das Auszubildende ein solches Lager in kompletter Eigenregie führen, passiert so das erste Mal", sagt Thomas Bonack, Kaufland-Ausbildungsleiter am Standort Unterkaka. Der 42-Jährige hat das Projekt initiiert, weil er glaubt, dass man jungen Leuten Verantwortung übertragen muss, an der sie wachsen können. Und so sind noch bis zum Ende der Woche im Unterkakaer Tiefkühllager alle Positionen vom Kontrolleur über den Kommissionierer bis hin zu Schicht- und Bereichsleitern durch den Kaufland-Nachwuchs besetzt. "Wir haben sehr engagierte Auszubildende und ich wollte wissen, wie weit man gehen kann. Natürlich gab es auch viele Skeptiker, die meinten, dass die Lehrlinge das nicht hinbekommen", so der Ausbildungschef.

Doch die jungen Leute zwischen 16 und 20 Jahre überzeugen bisher auf ganzer Linie. Denn immerhin gilt es zwei Wochen lang 122 Kaufland-Filialen pünktlich mit der bestellten Tiefkühlkost zu beliefern. Und das bedeutet, aus rund 1.300 Artikeln die richtigen auswählen, darunter alleine 300 Eissorten, die bei diesen Temperaturen natürlich besonders gefragt sind. Täglich 20 Lastkraftwagen beim Wareneingang und weitere dreißig Lkw beim Warenausgang mussten dafür abgefertigt, diese ent- bzw. beladen werden und das im Zwei-Schichtsystem von morgens 6 Uhr bis gegen 24 Uhr. "Nicht ein einziges Mal musste das bereitstehende Notfall-Team eingreifen", sagt Bonack nicht ohne Stolz. Immerhin war die Vorbereitung auf das Projekt aufwändig, und dauerte gute vier Monate. Denn nicht zuletzt wurden die Auszubildenden zusätzlich geschult. Insbesondere die Führungskräfte auf Zeit lernten dabei Schichtprotokolle zu schreiben, sich mit Kennzahlen auszukennen, aber auch Konfliktsituation zu bewältigen. Natürlich läuft nicht alles problemlos - anfangs sei es schon vorgekommen, dass Paletten zu breit gepackt waren, doch gemeinsam sei nachgearbeitet worden. Als Team etwas erreichen - ein Punkt, der bei diesem Projekt sehr wichtig sei, sagt Ausbildungschef Bonack. "Wir müssen weg von der starren Ausbildung, um junge Leute zu motivieren", vertritt er den Standpunkt und könnte sich vorstellen, auch im nächsten Jahr wieder ein solches Projekt in Angriff zu nehmen. Vielleicht haben Lehrlinge dann befristet den Hut im Obst- und Gemüselager auf.

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