Dienstag, 19. Juli 2011

Gutachter gibt positives Signal zur Ansiedlung von Kaufland in Heiligenstadt

Die Stadt Heiligenstadt mit ihrem Heilbad hat ein Gutachten in Auftrag gegeben, um durch ein gezieltes Einzelhandelskonzept die Stadt wieder attraktiver zu machen und um auch künftig Fördermittel zu bekommen Das Gutachten von Manfred Bauer von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH (GMA), Ludwigsburg, wurde am 18. Juli 2011 in einer Bürgerversammlung der Öffentlichkeit vorgestellt. Zur Versammlung im Rathaussaal erschienen allerdings nur rund 20 interessierte Bürger. Das Gutachten beinhaltet eine umfassende Bestandsaufnahme und Handlungsempfehlungen für die Zukunft.

Danach werden folgende Probleme dargelegt:
1. Das Einzugsgebiet der Kreisstadt Heiligenstadt ist extrem klein. Gerade 36.000 Einwohner werden angezogen, aus der Stadt selbst und Teilen des Altkreises Heiligenstadt. Aus Dingelstädt und Leinefelde-Worbis sind kaum Kunden anzulocken.

2. Die Bundesautobahn 38 hat sich eher negativ auf den Einzelhandel im Heilbad ausgewirkt, weil Göttingen nun noch schneller zu erreichen ist.

3. Heiligenstadt ist nach Ansicht des Gutachters zu klein für ein Kaufhaus. Einen Kundenmagneten anzusiedeln, wäre sehr schwierig.

4. Die Kaufkraft wird in den kommenden Jahren sinken. Bis 2020 wohnen 2.500 Menschen weniger im Einzugsgebiet.

Positiv sieht Bauer, dass es ist der Stadtplanung gelungen sei, alle Supermärkte zentrumsnah zu belassen. "Wir finden hier beinahe einen Idealzustand vor", lobte er. Von 159 Betrieben befänden sich 113 in der Altstadt. Dies sei "ein ungewöhnlich guter Wert". Stellt man die Verkaufsfläche dagegen, so macht vor allem der Elektronikmarkt Euronics in der Wilhelmstraße 70 einen guten Umsatz. Dem folgen Drogerien und Nahrungs- und Genussmittelanbieter. Die Herausforderung werde sein, die Marktanteile beizubehalten. Denn der Umsatz insgesamt werde um mindestens drei Prozent sinken.

"Rein rechnerisch geht bei Ihnen nicht mehr viel", sagte Bauer den etwa 20 Anwesenden im Rathaussaal, darunter viele Händler. Aber die Stadt benötige dennoch Impulse. "Sie wäre also schlecht beraten, einen Impulsgeber abzulehnen." Nur einen weiteren Lebensmitteldiscounter würde der Experte nicht empfehlen. Und: "Wenn es eine Expansion gibt, dann muss sie in die Innenstadt gehen. Sie haben eine super Innenstadt, eine extrem gepflegte, aber Sie müssen auch etwas dafür tun", verwies der Gast auf einige Schwachstellen, etwa in der Göttinger Straße.

Nach Angaben von Bauer sind in der Stadt vier Nahversorgungszentren etabliert: die Innenstadt, Brüsseler Straße, Brückenweg und Holzweg. Der Sperberwiese mit dem Rewe-Markt räumt er diese Stellung nicht ein. Sie besitze ein zu geringes Einwohnerpotenzial und eine geringere Kaufkraft. Die meisten Kunden kämen mit dem Auto.

Sollte Kaufland an die Ecke GöttingerStraße/Stubenstraße neubauen, dann wäre der Standort Sperberwiese in Gefahr, ebenso der Rewe-Supermarkt in der Wilhelmstraße. Andererseits brächte ein solcher Verbrauchermarkt (wie Kaufland beispielsweie), wie es ihn in Heiligenstadt noch nicht gäbe, auch zusätzliches Geld in die Stadt. Davon ist der Gutachter überzeugt.

Wenig begeistert von dieser Idee zeigten sich die anwesenden Expansionschefs der Hnadelsketten Rewe und Tegut, Ulli Seyfarth und Alexander Wilhelm. Während Rewe vor allem die Stellung der Sperberwiese höher einschätzt, sagte der Tegut-Vertreter voraus, dass Arbeitsplätze vernichtet würden, sollte Kaufland sich ansiedeln. Beide sehen einer größeren Konkurenz auf sich zukommen.

Die Entscheidung darüber müssen am Ende die Stadträte fällen. Im Herbst 2011 soll zunächst das Einzelhandelskonzept komplett öffentlich ausgelegt werden. Der Gutachter empfiehlt, darin die zentralen Versorgungsbereiche aufzunehmen aktuell gibt es in der Stadt fünf Frischemärkte und sechs Discounter und eine Sortimentsliste. Darin soll stehen, welche Waren ausschließlich in den Versorgungszentren angeboten werden. Damit kann die Stadt ein Ausfransen verhindern. Dringlich sei für die Stadt auch ein neues Verkehrskonzept unabdingbar vor allem in Hinblick auf die Göttinger Straße. Und die Parkplatzproblematik sei bis heute ungelöst, merkte der Chef des Euronics-Marktes in der Wilhelmstraße an.

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